Curt Kösters ist einer der Mitbegründer der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Homöopathie e.V. (WissHom). Der in Norddeutschland lebende Arzt studierte Medizin an der FU Berlin und schloss später neben seiner Tätigkeit im Krankenhaus eine homöopathische Zusatzausbildung ab. Seine homöopathische Praxis in Hamburg betreibt Curt Kösters seit 1993. Bei WissHom ist er Sprecher der Sektion Qualitätsförderung und beschäftigt sich mit der Optimierung der homöopathischen Theorie und Praxis. Was WissHom für diese Optimierung tut, erzählt Curt Kösters im Interview auf unserer Webseite.
1. Was möchte die Gesellschaft WissHom erreichen?
Curt Kösters: Unser Ziel ist die Entwicklung der Homöopathie als wissenschaftliche Disziplin. Als solche wurde sie ja ursprünglich von Hahnemann gegründet. In der therapeutischen Praxis funktioniert die Homöopathie ja auch recht gut; wissenschaftlich gibt es aber eine ganze Menge offener Fragen.
2. Wie kam es zur Gründung von WissHom?
Curt Kösters: Es gab schon länger das Bestreben, die Homöopathie-Forschung etwas besser zu vernetzen und zu fördern. Ein wesentlicher Protagonist war zum Beispiel auch die Carstens-Stiftung. Aber auch im Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte gab es immer wieder solche Ideen und erste Versuche. Bei der Gründung von WissHom im Jahr 2010 haben wir versucht, aus den bereits vorliegenden Erfahrungen zu lernen.
3. Wie viele Wissenschaftler arbeiten bei WissHom und aus welcher Fachrichtung kommen sie?
Curt Kösters: Insgesamt haben wir 120 Mitglieder. Die Mehrheit sind Mediziner; es gibt aber auch Biologen, Physiker, Pharmazeuten und Mitglieder aus geisteswissenschaftlichen Disziplinen. Hauptberuflich in der Forschung tätig ist nur eine Minderheit unserer Mitglieder. Im Moment muss vieles bei WissHom noch ehrenamtlich laufen.
4. Was sollte in Sachen Homöopathie erforscht werden?
Curt Kösters: Effektivität und Nutzen der homöopathischen Behandlung müssen weiter erforscht werden: Wie bewähren sich unterschiedliche Behandlungsstrategien bei unterschiedlichen Indikationen? Es stellen sich aber auch die klassischen Fragen nach der Funktionsweise der Potenzierung und des Ähnlichkeitsprinzips. Dann gibt es gelegentlich aber auch unerwünschte Reaktionen in der homöopathischen Therapie: Werden diese dann im Sinne der Pharmakologie als „Unerwünschte Arzneimittelwirkung“ betrachtet oder gibt es da fundamentale Unterschiede? Das sind nur einige wenige Beispiele.
5. Wie verfolgt WissHom diese Forschungsziele?
Curt Kösters: Von WissHom-Mitgliedern gibt es Projekte in den Bereichen Grundlagenforschung und klinische Studien. Hier unterstützen wir den Austausch von Erfahrungen und beraten bei Studien-Konzepten.
Gemeinsam mit dem Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte und dessen Homöopathie-Stiftung wurde die Forschungsinitiative Homöopathie entwickelt. Die Spenden und die Forschungsanträge gehen bei der Homöopathie-Stiftung ein. WissHom berät hier hinsichtlich der Praktikabilität einzelner Anträge und deren forschungsstrategischer Relevanz.
Arbeitsgruppen, die noch an keiner Institution angesiedelt sind, bietet WissHom ein institutionelles Dach zur technischen und methodischen Unterstützung und auch zur Verwaltung von Fördermitteln. Derzeit sind dies vor allem Projekte zur Verbesserung der homöopathischen Praxis und Lehre.
Hinzu kommen noch diverse weitere Tätigkeiten, wie zum Beispiel Gutachten.
6. Die WissHom hat im Juni 2016 den „ForschungsReader Homöopathie“ veröffentlicht. Was beinhaltet diese Publikation?
Curt Kösters: Hier ging es um eine zusammenfassende Darstellung des aktuellen Forschungsstandes zur Homöopathie in der klinischen Forschung und Grundlagenforschung. Diese zusammenfassende Betrachtung belegt hinreichend einen therapeutischen Nutzen der homöopathischen Behandlung. Die Ergebnisse zahlreicher placebokontrollierter Studien sowie die Experimente aus der Grundlagenforschung sprechen darüber hinaus für eine spezifische Wirkung potenzierter Arzneimittel.
Hier geht es zum ForschungsReader.
7. Wie führt WissHom mit den medizinischen Wissenschaften und anderen akademischen Disziplinen Dialog?
Curt Kösters: Leider noch viel zu wenig. Es gab bisher nur einige persönliche Anfragen von Wissenschaftlern, die wir zur Zufriedenheit beantworten konnten. Der Forschungsreader ist auch ein Versuch, hier noch besser ins Gespräch zu kommen. Eine große Möglichkeit stellt auch die Tagung des Weltverbandes der homöopathischen Ärzte 2017 in Leipzig dar. Diese Tagung steht unter dem Motto des Dialoges. Hierbei hat WissHom den Auftrag, das wissenschaftliche Programm der Tagung zu organisieren.
Auch der jährliche wissenschaftliche Kongress der WissHom, der sogenannte Internationale Coethener Erfahrungsaustausch, dient der weiteren Vernetzung.