Forschung in der Homöopathie
Neben der Grundlagenforschung mit dem Ziel, Fragen über das Wirkprinzip zu beantworten, wird in der Homöopathie vor allem in der Anwendung beim Menschen zur Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel geforscht.
Der Wirkmechanismus der Homöopathie – Erklärungsmodelle und Theorien
Derzeit gibt es vier Erklärungsmodelle und Theorien für den Wirkungsmechanismus der Homöopathie. Die Biophotonen-Theorie (1) beruht auf der Annahme, dass von lebenden Zellsystemen eine schwache, kohärente (synchrone) Photonenstrahlung ausgeht.
Bei der Imprint-Theorie (Clusterbildung und Wassergedächtnis) (2) geht es vereinfacht gesagt darum, das Gedächtnis des Wassers (beziehungsweise des homöopathischen Verdünnungsmediums wie zum Beispiel Wasser-Alkohol-Gemische oder Laktose) zu erklären.
Beim Erklärungsmodell der Quantenphänomene (3) werden Phänomene diskutiert, die auf Quanteneffekten beruhen beziehungsweise sich an wissenschaftliche Vorstellungen anlehnen, die mit der Quantentheorie entwickelt wurden, einer Theorie, die über die gängigen Vorstellungen der klassischen Physik hinausgeht.
Bei Untersuchungen mit Methoden, die im Rahmen der Nanoforschung (4) entwickelt wurden, möchte man nachweisen, dass sich ab einer bestimmten Verdünnungsstufe eine relativ konstante Konzentration des Ausgangsmaterials in Form von Nanopartikeln (Teilchen in der Größenordnung von circa 1 bis 100 Nanometern) einstellt, was für ein stoffliches Wirkprinzip sprechen würde.
Der Wirkmechanismus der Homöopathie – Experimentelle Forschung
Die experimentelle Forschung differenziert sich in die Forschung zum Ähnlichkeitsprinzip und die Forschung an potenzierten Arzneien. Die momentan bekanntesten Arbeiten zum wissenschaftlichen Nachweis des Ähnlichkeitsprinzips stammen von den beiden Grundlagenforschern Roeland van Wijk und Fred A. C. Wiegant. Sie untersuchen den Erholungsprozess von Zellkulturen, die zuvor verschiedenen Zellgiften (Arsen oder Cadmium) oder schädlicher Hitze ausgesetzt worden waren. Gemessen wurden vor allem die Konzentrationen der von den Zellen als Reaktion auf die Schädigungen produzierten Stress-Proteine (Stress-Eiweiße). Die Forscher konnten zeigen, dass sich vorgeschädigte Zellsysteme dann schneller erholten, wenn sie erneut mit der schädigenden Substanz in abgeschwächter Form konfrontiert wurden, also entweder erneut leicht erhitzt oder mit verdünntem Arsen beziehungsweise Cadmium behandelt wurden.
In den letzten Jahrzehnten wurden auch Experimente zur Entschlüsselung des physikalischen Wirkmechanismus der Homöopathie durchgeführt. Vor allem mit den gängigen spektroskopischen Methoden wurden hochpotenzierte Arzneien mit Placebo verglichen, um Rückschlüsse auf physikalische Unterschiede ziehen zu können. Eine ausführliche Übersicht über die verschiedenen experimentellen physikalischen Untersuchungen liefert die Metastudie von Witt (2006).
Forschung in der klassischen Homöopathie
Bei dem individuellen Therapieprinzip, das hinter der klassischen Homöopathie mit Einzelmitteln steht und bei dem nach systematischen Regeln für jeden Patienten ein für ihn persönlich passendes Arzneimittel bestimmt wird, können keine großen identischen Vergleichsgruppen gebildet werden, so wie es in der klassischen Schulmedizin oft der Fall ist.
Eine Ausnahme stellen die homöopathischen Arzneimittel dar, die nicht individualisiert verwendet werden, sondern die für konkrete Anwendungsgebiete zugelassen sind (Kombinationsarzneimittel). Für diese Anwendungsgebiete können dementsprechend auch Studien mit Vergleichsgruppen durchgeführt werden.
Die Wissenschaftliche Gesellschaft für Homöopathie hat einen Forschungsreader erstellt, der einen umfassenden Bericht zum derzeitigen Forschungsstand in der Homöopathie darlegt. Mehr Informationen finden sich hier.
Literatur
• (1) Atmanspacher H, Römer H, Walach H: Weak Quantum Theory: Complementarity and Entanglement in Physics and Beyond. Foundations of Physics 2002;32:379-406
• (2) Barnard GP, Stephenson JH: Microdose paradox: A new biophysical concept. Journal of the American Institute of Homeopathy 1967;60:277-86
• (3) Bellavite P, Magnani P, Marzotto M, Conforti A: Assays of homeopathic remedies in rodent behavioural and psychopathological models. Homeopathy 2009;98:208-27
• (4) Chikramane PS, Suresh AK, Bellare JR and Kane SG: Extreme homeopathic dilutions retain starting materials: A nanoparticulate perspective. Homeopathy 2010;99:231-42