Bis zum zweiten Weltkrieg zählte Leipzig zum Zentrum der Homöopathie. Aber wie wurde in der DDR mit dem Thema Homöopathie umgegangen? Unter welchen Einschränkungen wurde sie damals praktiziert? Dieser spannenden Frage ging Anne Nierade in ihrer Dissertation „Homöopathie in der DDR. Die Geschichte der Homöopathie in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR 1945 bis 1989“ nach.
Bis 1945 war Leipzig ein wichtiger Standpunkt für die Homöopathie in Deutschland. 1832 erschien dort beispielsweise die erste Ausgabe der „Allgemeinen Homöopathischen Zeitung“ (AHZ). Ein Jahr später entstand dort die erste „Homöopathische Heil- und Lehranstalt“.
Nach dem zweiten Weltkrieg änderte sich die Situation allerdings: In den 1950er Jahren waren Heilpraktiker und homöopathisch tätige Ärzte immer stärkerer Kritik durch die medizinischen Fakultäten der DDR ausgesetzt. Sie standen unter Beobachtung, konnten jedoch weiter praktizieren. Direkte Verbote wurden jedoch nicht ausgesprochen. Insgesamt vier pharmazeutische Unternehmen gewährleisteten die Versorgung mit den notwendigen Arzneimitteln.
Hohes Ansehen der Heilpraktiker in der DDR
Als mit dem Ärztemangel in den 1980er Jahren die Probleme des DDR-Gesundheitswesens immer deutlicher wurden, erfuhr die Homöopathie als sogenannte preisgünstige „Placebotherapie“ eine zweifelhafte Aufwertung durch das DDR-Regime. Gerade in den strukturärmeren ländlichen Gebieten gewährleisteten Heilpraktiker einen Großteil der medizinischen Versorgung der Menschen und genossen hohes Ansehen in der Bevölkerung.
Die Dissertation von Anne Nierade erscheint in der wissenschaftlichen Buchreihe „Quellen und Studien zur Homöopathiegeschichte“, herausgegeben vom Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, produziert vom KVC Verlag.
ISBN: 978-3-86864-017-5