Homöopathische Arzneimittel können pflanzlicher, tierischer oder mineralischer Herkunft sein. Insgesamt stecken in rund der Hälfte unserer Arzneimittel natürliche oder aus der Natur abgeleitete Inhaltsstoffe – ein Teil davon kommt aus den tropischen Regenwäldern am Amazonas, in Indonesien und in Afrika. Knapp zwei Prozent der tropischen Pflanzen sind bislang auf ihre Wirkung untersucht. Kein Wunder, dass hier immer wieder nach neuen Grundstoffen für Arzneimittel gesucht wird.Nur eine von 100.000 untersuchten Pflanzen schafft es tatsächlich zur Medikamentenentwicklung. Zunächst muss die genaue chemische Zusammensetzung bestimmt werden, was vor allem bei komplexen Strukturen nicht einfach ist. Sie ist die Voraussetzung zur Patentanmeldung und den vorgeschriebenen Wirksamkeitsstudien.
Beachtung des Nagoya-Protokolls
Bei allen Aktivitäten im Zusammenhang mit einer Nutzung indigener Arzneipflanzen und traditionellen Wissens müssen die Hersteller der daraus entstehenden Arzneimittel zudem internationale Abkommen und gesetzliche Rahmenbedingungen einhalten, wie beispielsweise den im sogenannten Nagoya-Protokoll geregelten Zugang zu genetischen Ressourcen oder den gerechten Vorteilsausgleich für die einheimische Bevölkerung.
Schlangengift in homöopathischen Arzneimitteln
Auch Substanzen und Gifte von Tieren wurden seit Jahrtausenden in der Volksmedizin eingesetzt. So wurden zum Beispiel Schlangengifte als Vorlage für einige ACE-Hemmer zur Blutdrucksenkung verwendet. Außerdem werden sie zur Blutgerinnungs-Hemmung eingesetzt.
Der deutsche Arzt Constantin Hering (1800-1880), der die Homöopathie in den USA etablierte, hat auch das Schlangengift in die Homöopathie eingeführt. Von den rund 3.000 bekannten Schlangenarten ist nur jede 10. giftig. Die meisten Giftschlagen leben in den tropischen Wäldern Südamerikas. Darunter auch die bis zu zweieinhalb Meter großwerdende Vipernart Buschmeister, mit lateinischem Namen Lachesis muta, die ihre Beute mit ihrem Gift lähmt.
Hering hat als erster das Schlangengift Lachesis, das durch „Melken“ der Buschmeister-Schlange gewonnen wird, getestet. Bei Eigentests verursachte eine zu hohe Dosis eine Lähmung seines rechten Arms, unter der er zeitlebens litt. Dennoch ist es sein Verdienst, dass das Schlangengift der Buschmeister-Schlage in einer homöopathisch höchstverdünnten und völlig ungiftigen Form auch heute noch ein wichtiges Mittel ist, das z. B. Entzündungen, Herz-/Kreislaufsymptomen oder bei Frauenbeschwerden eingesetzt wird.
Auf der Suche nach einem neuen Rheumamittel
Im Rahmen eines Forschungsprojektes suchen Doktoranden der TU Dortmund zusammen mit Studenten der Universität Yaoundé I in Kamerun nach Pflanzen, die von afrikanischen Heilern zur Behandlung von rheumatischen Beschwerden eingesetzt werden. Bei einer Expedition ins nördliche Kongobecken in Kamerun hat Prof. Michael Spiteller vom Institut für Umweltforschung der Fakultät Chemie und Chemische Biologie der TU Dortmund mit Hilfe des Heilers Sedar Mamekele den Ochna-Calodendron-Baum gefunden, dessen Rinde in Afrika traditionell gegen Rheuma eingesetzt wurde. Weitere Laboruntersuchungen werden zeigen, ob daraus ein gut verträgliches Medikament entwickelt werden kann.
Doch nicht nur an Pflanzeninhaltsstoffen, sondern auch an Pilzen und anderen Mikroorganismen wird geforscht. So werden beispielsweise Pilze, die im Dja-Regenwald von Kamerun und auf dem Berg Kamerun gefundene wurden, auf ihre Entzündungshemmende Wirkung hin untersucht.